Regie >> Ernst Marianne Binder
Stimme, Schauspiel >> Gina Mattiello
Die Musik basiert über weite Strecken auf einer klanglichen Transkription des Librettos, das von einer Sprecherin vorgetragen und aufgezeichnet wurde. Der dem Libretto zugrundeliegende Prosatext von Sophie Reyer ist Resultat ihrer kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der "Kindsmörderin". Die "Kindsmörderin" ist in mehrere Stimmen aufgespalten: Gesellschaft, Schmerz und religiös konnotiertes Über-Ich sprechen aus ihrer Seelentopographie heraus. Der dem Text immanente Aspekt des litaneihaften, ununterbrochen gebrochenen Sprechens der Stimmen ist unter Verzicht jedweder Dramatisierung herausgearbeitet.Ein Transkriptionsverfahren überträgt die spektralen und rhythmischen Komponenten in Notenschrift, um eine musikalische Struktur zu gewinnen, die eine inhärente Kohärenz zum Textmaterial aufweist. So reagiert die Musik auf den Text selten assoziativ, sondern vielmehr auf Basis einer Dialektik von (vorgegebener) Struktur und Intuition. Die Musik als Projektion von lautlichem Material ins Ensemble überformt den Text und fügt ihm eine Klanghaut oder -Hülle hinzu, die mehr oder weniger fest sitzt und sich im Laufe zunehmend verformt. (Horizontale) Spaltung und (vertikaler) Schnitt sind zwei kompositorische Verfahren, um die musikalische Struktur zu modellieren. Die "Horizontale" des "Rezitatives" transformiert sich in die "Vertikale" der "Arie" und bildet so den Übergang vom Sprechen zum Singen. Die Stimme kann Zeit (wieder) empfinden. Die Stimme singt.
Auftragswerk von klang21 >>Taschenopernfestival 2011
oenm Leitung >> Juan Garcia Rodrigues
link Video >>http://vimeo.com/37808436
link Audio >>http://soundcloud.com/reinholdschinwald