kritiken, stimmen...

 

Chrstoph Hartner September 2024: Gina Mattiello, Werner Halbedel und Alexander Kropsch reißen "Gabriel" in ihrer wunderbaren Kammerspiel-Version nicht aus seiner Zeit, verstehen es aber Anklänge an das Heute zu finden und aus dem Kostümdrama ein zeitloses Ringen um Identität zu machen.

 

Südtiroler Tageszeitung, 17.10.23, Heinrich Schwazer zu: Ingeborg Bachmann - Max Frisch: Wir haben es nich gut gemacht

Mit Schlagwerk und Elektronik, vorallem aber mit Stimmen gehen Caroline Profanter und Hannes Kerschbaumer zu Werk. In einem konsequenten Montageprinzip formen sie ein Werk kollektiven Komponierens (....) Als Genie will sich hier niemad inszenieren. Gina Mattiello liest die Texte von Bachmann ohne jegliche Schauspielerein (es gilt das geschriebene Wort!).

(...) Ein Glücksfall ersten Ranges.

gesamter Artikel nachzulesen hier:

 

Kleine Zeitung (Daniel Hadler), 28.10.2021

"Ninja Reichert und Gina Mattiello glänzen in Heiner Müllers Quartett. Wie kraftvoll Gina Mattiello und Ninja Reichert mit der Vorlage spielen, sich mit einer eindringlichen Präsenz in einen Wettstreit der Worte begeben, beeindruckt nachhaltig. Nie lassen sich die beiden Darstellerinnen von Heiner Müllers 1982 uraufgeführter endzeitlicher Auseinandersetzung mit deformierter Humanität abschütteln, sondern behalten sich eine spielerischen Umgang mit den Denkstrukturen von Sexualität und Macht, die mit feiner Sprachklinge vorgeführt werden. Verdienter, kräftiger Applaus."

 

Kronen Zeitung (Michaela Reichart), 28.10.2021

"Es entsteht ein atmosphärischer Sog, der einen schnell gefangen nimmt, und ob der Grausamkeit und Bitterkeit dieses Textes stauen lässt.

 

tanz.at (Eveline Koberg ), 06. Dezember 2023

„Außergewöhnliches gelang in der Kooperation von büro lunaire und Theater Quadrat in ihrem "Live-Hör-Spiel im Dunkeln", in den „Aufzeichnungen einer Blinden“. Mit Augenmaske versehen werden die Zuseher zu ihren Plätzen geführt und verbleiben derart bis zum Ende des Stückes ohne visuelle Inputs. Der Fokus liegt auf dem, was sich akustisch präsentiert: auf einem Text (Gina Mattiello), der aus Gesprächen mit nicht sehenden Menschen entstanden ist und auf der Komposition (live. Reinhold Schinwald, Germán Toro-Pérez). Erzählt wird die Geschichte einer jung Erblindeten und einer sehenden Frau; zweier Frauen (gesprochen von Gina Mattiello und Ninja Reichert), die einander näherkommen und voneinander lernen. Das Bewusstsein, die Erwartungshaltung, in einem Theater normalerweise etwas zu sehen, macht die Situation eines nicht sehenden Menschen dank des gegebenen Setting tatsächlich etwas (be)greifbarer. Die Reduktion auf den Hörsinn allein ist derart eine Herausforderung, lässt ahnungsweise spüren, was es bedeuten könnte, nicht zu sehen. Einen wesentlichen Teil, sich in das Erleben eines Blinden einzufühlen, trägt die zeitgenössische Musik, tragen diese zumeist glasklaren Ton- und Geräuschgemälde bei. Dieser Teil des Akustischen geht nicht so sehr über den Intellekt und somit tief hinein als Versuch, sich einer „authentischen“ Erfahrung der Blindheit anzunähern. Ein Augenöffnen in der Dunkelheit! Und eines, ein wesentliches und vielfältiges insgesamt bei diesem Festival.“

nachzulesen unter folgendem link

 

 

Kleine Zeitung (Teresa Guggenberger), 10.11.2019

"Ruhiger, aber nicht weniger intensiv ging am Freitag das Live-Hörspiel Aufzeichnungen einer Blinden im Schauspielhaus Graz über die Bühne. Das Publikum wurde vor dem Eingang mit Dunkelbrillen ausgestattet und an seinen Platz geführt. Den im Finsteren Sitzenden bot büro lunaire mit Musikern des Schallfeld-Ensembles ein einmaliges Erlebnis. Die zarten Stimmen von Gina Mattiello (Text) und Ninja Reichert gaben Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Mädchens, das erblindet. Eine eindringliche Erfahrung, die verstärkt aufzeigt, wie stark das Sehen die menschlichen Sinne dominiert."

 

Anmerkungen zur Urufführung GAIA von Hannes Kerschbaumer. Das Haydn Orchester spielt unter dem Dirigat von Leonhard Garms, Februar 2018  von C.F. Pichler: Die plastisch schematischen Texte der Stimmperformerin Gina Mattiello mit Bezügen und Texten von Raoul Schrott sind: "Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein" (Ingeborg Bachmann). Die gesprochenen Phoneme mit der Musik sind außergewöhnlich. (...) Resümée? Hingehen. Anschauen. Nachdenken.

 

DEA LOHERS: LAND OHNE WORTE

Kleine Zeitung Graz, 19. 10. 2016 zu Dea Lohers: Land ohne Worte (Inszenierung Ernst M. Binder)
“..Performanitve Miniatur zwischen Monolog und Kunstinstalltion. Starke Leistung von Gina Mattiello...

Stark in ihrer Sprache ... mit radikaler Emotionalität. Ein starkes, emotionales Stück, das für den Betrachter viele Fragen aufwirft."

 

Falter, "Ausgesetzt der Hilflosigkeit, 2017

Der kurze Abend ist ein zarter Gedankenanstoß und ein schönes Beispiel dafür, dass es sich Ernst M. Binder mit dramagraz nie leicht gemacht hat.

link hier

 

Kronen Zeitung Graz, 19.10.2016: “Eindringlicher Minimalismus" ..."Dramagraz zeigt eine von Periklis Liakakis musikalisierte Fassung, in der Ernst M. Binders Regie die starke Solistin Gina Mattiello mittels Blackbox schonungslos mit sich selbst konfrontiert.”

über HEINER MÜLLERS : WOLOKOLAMSKER CHAUSSEE

Falter 2016, Heft 3: Vier starke Darstellerinnen für einen Text, in dem nur Männer zu Wort kommen. Wie stets inszeniert Binder ganz nah am Text, dessen tragische Ambivalenz der Zuschauer selbst zu entschlüsseln hat.
gesamter Artikel nachzulesen hier

Kleine Zeitung, 13.1.2016: Die Inszenierung ergeht sich nicht in Sentimentalitäten, sondern führt einen schlauen, intensiven Text zu einer ebensolchen Aufführung. Das eng gestrickte Netz aus Rede und Gegenrede, aus innerem Sinn und äußerem Unsinn verlangt den Darstellerinnen ein Höchstmaß an Genauigkeit ab. Eine Anforderung, die sie eindrucksvoll meistern.
 
Steirerkrone, 13.1.2016: Ernst M. Binder inszeniert eindrucksvoll: Bei Vera Hagemann, Mona Kospach, Gina Mattiello und Ninja Reichert sitzt jeder Punkt, jedes Komma, jede Pause. Die vier schaffen es, obwohl die Figuren gleichsam  als Archetypen in einem politischen Kontext fungieren, ihnen dennoch Persönlichkeit und Charakter zu verleihen.

Frankenpost, 2510.2015 über "Ohne Titel" ein Film von Ludwig Wüst (screening: Hofer Filmtage & Diagonale Graz):

Ein bewegender Text (von Gina Mattiello eine Überschreibung Roland Barthes "Tagebuchs der Trauer"), dessen Verlesung dauert 18 Minuten, und man sieht dazu nur das Heft, in dem er geschrieben steht, und die Hände der einzigen Darstellerin: Gina Mattiello ..."Ohne Titel" ist das Werk eines Besessenen, das aus dem Geist des Avantgardefilms entstand.

gesamter Artikel nachzulesen hier

SKUG - Porträt, Der Reiz am sprachlichen Vorantasten - im Gespräch mit Ruth Ranacher, Michael-Franz Woels

gesamtes Interview nachzulesen hier

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Basler Zeitung, April 2015, "ein einfühlsames Hörspiel vor einem unerbittlichen Hintergrund"

...ein subtiles Zusammenspiel aus Sprache und Klängen, das in ein allgemeines Sinnieren über Identität, Selbstbestimmung und Abhängigkeit übersetzt wird. Die grosse dramatische Geste lassen die jungen Künstler wohlüberlegt in der Mottenkiste. Mithilfe eines collagenartigen Librettos, dem Gina Mattiello Teile aus Texten von Elisabeth von Samsonow beigemischt hat, machen sie den Roman-Stoff gegenwartstauglich...

Ein gelunger, unaufdringlicher Musik-Theater-Abend!

gesamte kritik nachzulesen hier

der Standard, August 2014, Geschlechterkämpfchen mit Musik von Colette M. Schmidt

 "Stimmlich ein Vergnügen. Stimmperformerin Gina Mattiello gibt im Hintergrund im weißen Anzug mit aufgemaltem Oberlippenbärtchen den ironischen Ton an." 

die Suche nach Neuem, Opernnetz, Musikzeitschrift, Mai 2014 Rezension von Helmut Christian Mayer

...die von einer Schauspielerin Gina Mattiello ideal verkörpert wird. Sie ist eine duale, gespaltene Person, die mit ihrem Sohn zu sprechen scheint. Man hört Vorwürfe, aber auch kleine Situationen des Glücks. Es ist eine Innenschau ihrer Seele ohne Lösungsansätze. Die Musik von Zesses Seglias ist kräftig und bohrt sich förmlich ins Hirn mit auf- und abschwellenden Klängen und jähen Ausbrüchen.

 nachzulesen  unter opernnetz

der neue merker, Opern der Zukunft“ in Graz: „So viel mehr am Leben“ – 4 Einakter (Vorstellung: 10.5.2014

..während Gina Mattiello die Rolle der Frau in Zesses Seglias Hystéra sehr eindrucksvoll auf der Bühne spielte.

 28.09.2013, wien international, sasch

"Als ZuseherIn taucht man ein in einen Klangteppich aus Worten, in ein dichtesTextgeflecht, lässt sich davontragen zum Sinn und Unsinn des Textes. Ein ergreifender Abend!"

04.09.2013, Nachtkritik. de, über die Produktion KEIN LICHT von Elfriede Jelinek

"Im Chor der Sprecherinnen hat die "Zweite Geige", Gina Mattiello, oft das eigentlich erste Wort: Sie ist eine geeichte Stimmperformerin und wird als mitverantwortlich für die "musikalische Konzeption" genannt.

24.09.2013, Kronen Zeitung über die Produktion KEIN LICHT von Elfriede Jelinek

"Überzeugen aus der Sprache heraus: Eva Kessler, Gina Mattiello, Ninja Reichert. Grandios!"

4.September 2013, Kleine Zeitung

"Im Kernstück dieser Anklage gegen menschenverachtenden Technologiewahn … durchmessen Ronja Jenko, Eva Kessler, Mona Kospach, Gina Mattiello, Ninja Reichert und Werner Halbedl virtuos die Sprach- und Gedankenmäander Jelineks …

Kulturwoche, Zerrsörung der Zivilisation von Manfred Horak

nachzulesen hier

Furios und extraordinär!

24.Juni 2013, Stuttgarter Tageszeitung Das Du vollenden

Beim Neue Musik Festival "Der Sommer in Stuttgart" gab es Musiktheater, junge Ideen und Erinnerungen an alte Zeiten

Das Du vollenden

Feines in der Nacht

In einem dramaturgisch fein konzipierten Nachtkonzert stellte sich nach zwei Altmeistern - Giacinto Scelcis Klangraum-Reduktionen für Violine solo in Xnoybis (Annelie Gahl) und witzige, hoch theatralische Ein-Personen-Dialoge in Georges Aperghis´ Recitacions" (Gina Mattiello) - der Österreicher Peter Jakober vor. Sein in/visibile ist ein mit sehr lebendiger Live-Elektronik bereichertes Sprach-Musik-Stück für Sprecherin, Geige und Orgelpfeife, weniger entscheidend und interessant als die inhaltliche Setzung ist der allmähliche Führungswechsel von physischen hin zu elektronischen Klängen. Der "gelebte Augenblick" von dem in Wolfgang Hofers Text die Rede ist, wird hier zum packenden Ereignis, und selbst wer von nächtlicher Müdigkeit übermannt wurde, dürfte von der sehnsuchtsvollen Poesie bezaubert gewesen sein, die Jakobers Klänge produzierten, als der wohl schönste Satz des Abends erklang: "Im Innersten", lautet er, "muss es doch einmal möglich sein, das Du zu vollenden."

juni/juli 2012, andreas fellinger, freistil, "robin hayward/christoph herndler, tage der poesie"

... vorne am Mikro die wunderbar wandlungsfähige Vokalistin Gina Mattiello - live und mit Zuspielungen - Auszüge aus Franz Dodels "Nicht bei Trost" hinreißend verdeutlicht. So gesehen, die optimale  bzw eine von prinzipiell mehreren optimalen Interpretationen der Partitur von Christoph Herndler mit dem ortsspezifischen Titel "hm/mh".

gesamter artikel nachzulesen unter: tage der poesie

 

april 2012, norbert trawögger, "stimmwelten zum finale des festivals: bewegliche poesie"

In “hm/mh” - dem uraufgeführten Auftragswerk des Festivals - lässt Christoph Herndler die urmenschlichen bestätigenden und fragenden Kommentaräußerungen “hm” und “mh” auf einer beliebig wählbaren Textstelle aus Franz Dodels Endlos-Haiku “Nicht bei Trost” auflaufen. Mühelos eindringlich changiert die Stimmperformerin Gina Mattiello zwischen Text- und Kommentar-Personage hin und her und treibt jeder aufgellenden Fahrigkeit die Plötzlichkeit zur Ewigkeit hin aus. Die Blechbläsern legen ein unendlich atmendes Grundraunen aus, das sich in ein archaisches Grundstaunen transformiert. So fand dieses eminent wichtige Festival, das einen offenen Poesiebegriff auf und über der Höhe unserer Zeit abhandelt, ein gehöriges Finale und lässt hoffen, dass uns die “Beweglichkeit” auch weiterhin erhalten bleibt.

gesamter artikel nachzulesen unter bewegliche poesie

REZENSION aus ÖMZ, Heft 4/2011, Benjamin Meier

In Solo for Voice für Stimme solo nach Gedichten von Gertrude Stein trat mit Gina Mattiello eine der beiden Intendantinnen des Festivals als Künstlerin in Erscheinung. Auf höchst virtuose Weise schmilzt die Komponistin Elisabeth Harnik die Sprach-/Wortkunst Steins in eine Wort-/Tonkunst um.

gesamter Artikel nachzulesen unter http://www.e-may.org/de/press/

november 2011, kleine zeitung zu kathrin rögglas "wir schlafen nicht" öea im dramagraz

"nachhaltig beindruckende produktion"

"viel text, denn die indirekte rede verlangt den darstellerinnen (dazu mann/frau doppelrollen) einiges ab..."

november 2011, kronenzeitung

gina mattiello, suse lichtenberger, sissi noé spielen gekonnt mit der überzeichnung, ohne ihre charaktere ins skurrile oder realitätsfremde zu führen... vollgepfercht mit klugen beobachtungen, treffenden analysen und bissigen kommentaren ist dieser abend doch leichtfüßig und unterhaltsam....

freistil, august, september 2011, s. 16, andreas fellinger

Mattiello unternimmt einen eindrucksvollen Vokalvortag, indem sie Stücke von Elisabeth Harnik nach Texten von Gertrude Stein, die sie mit allen Wassern der Verwandlungskunst wäscht.

FALTER, Motter und Schaffer

 

Wer denkt Körperbeherrschung war chinesischer Nationalzirkus, der hat das zweitägige Hörfest 2010 im Forum Stadtpark versäumt. Selbst für Zwischenapplaus war die Konzentration im Publikum zu groß. Oder war es die Ehrfurcht vor Ö1, das einige Performances live übertrug? Kapitulieren musste man mit Begeisterung vor Gina Mattiellos Darbietung. Die Frau ist eine verbale Marathonläuferin. Zwanzig Minuten sprach die Schauspielerin Traumprotokolle, von Dialekt, ins Englische  und wieder ins Hochdeutsche wechselnd, die Bernhard Lang zu der Komposition ICHT II verdichtet hatte.

Ausschnitt aus music information center austria, 2010 von Clemens Marschall

Hörfest 2010

.. Igor Gross und Matija Schellander (Metalycée) legen den instrumentalen Teppich für die Bernhard Lang-Komposition „ICHT II", über die Gina Mattiello ihre Stimme in Rekordgeschwindigkeit jagt. Der Stapel ihrer Textseiten lässt auf ein langes Stück schließen, doch als man die durchgenommenen Papierblätter nacheinander fliegen sieht, wird einem bewusst, wie viele Buchstaben und Wörter diese Frau in kürzester Zeit aufsaugen und fokussiert ausspucken kann.

gesamter Artikel nachzulesen unter: mica

solo voice, récitacions, Neuer Musik Pavillion Wels

und Gina Mattiello wirklich atemberaubend mit einem Werk von G. Aperghis

Schneewittchenpsychose, Premierenkritik von Anne Aschenbrenner, Kulturwoche 21. Juli 2010

.. Schneewittchenpsychose schafft es weder aufgesetzt, noch dramatisch oder belehrend zu wirken.

...Spannung zwischen Authentizität und Poesie

...Die Darstellerinnen Gina Mattiello, Ruth Ranacher und Heike Möller sind perfekt aufeinander abgestimmt.

...Schneewittchenpsychose ist ein MUSS in der ausklingenden Theatersaison.

gesamter Artikel/Kritik nachzulesen unter kulturwoche

 

freistil30 webseite

s p a c e   i s   t h e   p l a c e

e_may

Gina Mattiello & Pia Palme - beide sind selbst u.a. Musikerinnen, aber auch noch einiges darüber hinaus - organisieren heuer zum vierten Mal dieses besondere Festival in Wien, das gleich in zwei Richtungen arbeitet, die einander keineswegs entgegengesetzt sind. e_may vergibt Kompositionsaufträge und bewerkstelligt ihre Uraufführung.Von Andreas Fellinger, freiStil APRIL MAI 2010

Schon aus dem Titel sprießen die Assoziationen. e_may, das klingt verdächtig nach E-Bay einerseits, nach E-Mail andererseits, aber auch nach dem D-Day - und nach female außerdem. Nachdem e_may keine (para)militärische Operation sein wird, wie zu hoffen ist, liegt die Vermutung nahe, ob nicht zumindest die letzte Assoziation von nicht so weit hergeholt wurde, wenn man sich das Programm der bisherigen drei Festivals ansieht. Anders gefragt: Ist e_may ein feministisches Festival, das den Schwerpunkt auf elektronische Musik legt?

Gina Mattiello: „Schön, dass das Wort verschiedene Wortspielereien assoziiert. e_may steht für elektronischer Mai". Ach so. Bei purer Elektronik belasst ihr es aber wahrscheinlich nicht? „Nein, Elektronik gehört so selbstverständlich dazu wie Neue Musik und die Verbindung zu anderen Kunstsparten wie zum Beispiel Videokunst, Bildende Kunst, Turntablism oder Literatur." Und das mit dem Feminismus ist tatsächlich aus der Luft gegriffen? „Nein, das nicht. Als feministisches Festival kann man es natürlich insofern bezeichnen, als wir Auftragswerke ausschließlich an Frauen vergeben.  Es ist also auch ein Komponistinnen-Netzwerk und ein interdisziplinärer Ideenpool.  Unser Wunsch als Kuratorinnen des Festivals ist es, einen Fokus auf das Potential von Komponistinnen zu setzen, die oftmals auch als Interpretinnen ihrer Werke auftreten. Wir laden aber auch DJanes oder DJs aus den Clubs ein, da sich die verschiedenen Herangehensweisen an die Musik ausgezeichnet miteinander verbinden lassen. Da ich vom Theater komme, zitiere ich gerne den Satz: Die Frau muss wieder ins Zentrum des Dramas gerückt werden. Und ich sehe es so: Es besteht die Notwendigkeit, den Blick auf das Schaffen von Komponistinnen zu richten. Wichtig ist die wechselseitige Anerkennung von Frauen und diese manifestiert sich gerade durch solch ein Festival."

„Zu wenige Frauen, zu wenig Elektronik"

Für Pia Palme, Subbassflötistin, Elektronikerin und Komponistin, waren ebenfalls „zu wenige Frauen und zu wenig Elektronik" in der österreichischen Musiklandschaft präsent, besonders auch in so avancierten Zirkeln wie im Festival „wien modern". Ihr fehlten auch die Zwischenräume in der Avantgarde und im Umgang mit Neuer Musik. Und sie fehlen ihr nach wie vor. „Es gibt bei uns nichts über das Klangforum hinaus." Was war eigentlich Pia Palmes Zugang zum elektronischen Mai? „Der Impuls ging von Gina aus. Sie hat zu mir gesagt: Es gibt soviele gute Komponistinnen, machen wir was! Gina ist ein äußerst inspirierender Mensch - aber chaotisch! Zusammen sind wir ein geniales Team aus Emotion und Intellekt!" Und an welcher Stelle war der Übergang von der Absichtserklärung zur konkreten Durchführung? „Die Zusammenarbeit hat sich schnell intensiviert, weil wir überraschend früh Subventionszusagen erhielten. Da konnten wir dann gar nicht mehr zurück."

Seit 2007 vergebt ihr Kompositionsaufträge und organisiert zugleich die Uraufführung der Auftragswerke, verstehe ich das richtig? „Ja, e_may vergibt allein jährlich fünf bis sechs Kompositionsaufträge", erklärt Pia Palme, "die derzeit mit je 1.500 Euro dotiert sind. Und e_may honoriert zusätzlich die Uraufführungen." Der Nachsatz zur Hausübung: "Nenne mir ein anderes Festival, das so etwas in so offener Form wie e_may macht! Wir vergeben also nicht nur Gigs, das ist der große Unterschied. Das Honorar für die Gigs gibt's bei uns zusätzlich!" Darüber hinaus, macht sie geltend, könne man nach vier Jahren e_may nicht mehr unbedingt von einer Eintagsfliege sprechen.

Nach welchen Kriterien wird eigentlich die Auswahl der Komponistinnen und der Interpretinnen getroffen? Gina Mattiello: „Anfänglich gingen wir von jenen Komponistinnen aus, die wir aus der Szene kannten, die also längst keine Unbekannten mehr sind und die in den Grenzbereichen von Komposition, Elektronik und Improvisation arbeiten - an einer eher ungewöhnlichen Schnittstelle. Wir hatten das Gefühl, dass ein gemeinsames Auftreten mehr Aufmerksamkeit schafft -und ich glaube, da lagen und liegen wir richtig. Für uns ist das auch ein fortwährendes Entdecken, und wir lassen uns da von Komponistinnen und Musikexpertinnen gerne Vorschläge machen. So ist letztes Jahr die sehr starke Kooperation mit dem IMA und vor allem mit Elisabeth Schimana und Eliane Radigue entstanden; und in der Folge die Kompositionsaufträge an Elisabeth Schimana und Andrea Sodomka u.a."

„Das Programm mit Eliane Radigue war eigentlich ein wahres Luxusprogramm!", bekennt Pia Palme und zeigt sich nach wie vor begeistert von der gelungenen Kooperation mit Elisabeth Schimanas IMA Institut für Medienarchäologie, speziell über dessen Vorjahrsprogramm „Zauberhafte Klangmaschinen" und den damit verbundenen Österreichbesuch der Elektronikpionierin Radigue. - Zur Erinnerung: Die Katalogbuch-Autorin Cordula Bösze schrieb damals übrigens eine dreiteilige „Zauberhafte Klangmaschinen"-Serie in freiStil.

Am 28. und 29. Mai steht sohin das 4. e_may-Festival am Programm. Wer wird daran teilnehmen? „Dieses Jahr wollen wir den Fokus auf die Komponistinnen Joanna Wozny, Judith Unterpertinger, Katharina Klement, Marianna Tscharkwiani, Sophie Reyer und Pia Palme setzen. Da uns eine gewisse Kontinuität wichtig ist, laden wir auch immer wieder Künstlerinnen ein, die bereits im Festival aufgetreten sind, sich in anderen Konstellationen zu präsentieren - dieses Jahr erstmals in Zusammenarbeit mit Phace Contemporary Music (vormals ensemble on_line) & dem Ensemble Platypus."

„Geniales Team aus Emotion und Intellekt"

Was waren eure ursprünglichen Motive für e_may? Langeweile kann's ja eher nicht gewesen sein. Schließlich stehst du, Gina, als Schauspielerin und Vokalistin ebenso unter Zeitnot wie du, Pia, als Musikerin und Komponistin? Wie habt ihr euch gefunden, und warum habt ihr euch das angetan? Mattiello: „Ich sehe mich eher als Stimmperformerin, weniger als Vokalistin. Mir ist aufgefallen, dass Komponistinnen in den neuen Musik Programmen weniger prominent vertreten sind, und deshalb habe ich Pia Palme dazu ermuntert, gemeinsam eine Plattform zu schaffen, um neue & elektronische Musik von Frauen aufzuführen.  Mit dem Wachsen des Festivals wird natürlich auch die Organisation wesentlich umfangreicher, also haben wir uns für dieses Jahr eine dritte Person, Caroline Hofer, ins Boot geholt."

„Wir vagabundieren, weil wir so ruhe- und rastlos sind"

Wie spielt sich so ein Festival von euch ab? Ihr sucht die Komponistinnen und Interpretinnen aus, ihr sucht den passenden Ort dafür aus, ihr sucht eine Moderatorin aus (seit dem Vorjahr die Musikwissenschafterin und Publizistin Nina Polaschegg, die auch für freiStil schreibt). Hab ich was vergessen? Mattiello:„Kontinuierliche Zusammenarbeit ist uns wichtig. Das Miteinander ist ja das Schöne - auch dass man sich gegenseitig bereichert. Nina Polaschegg öffnet durch die Gespräche mit den Künstlerinnen einen besondern Raum der Auseinandersetzung mit den neuen Werken. Sie gestaltet auch für Ö1 „Zeitton"-Sendungen. Das Festival hat keinen fixen Ort. Wir vagabundieren, weil wir so ruhe- und rastlos sind. Letztes Jahr waren wir im Neuen Saal im Konzerthaus, wo wir im Rahmen des Veranstaltungszyklus Im Loth aufgetreten sind. Dieses Jahr sind wir wieder im KosmosTheater, wo die Akustik ausgezeichnet ist und uns das Haus sehr gute Festivalbedingungen bietet." Fürs KosmosTheater spreche vor allem die frei gestaltbare Bühne, sagt Palme, da komme das speziell in Auftrag gegebene Raumdesign am besten zur Geltung. Auch voriges Jahr im Konzerthaus sei das möglich gewesen, da haben die bildenden Künstlerinnen Armin Anders und Velli Vandulaki den Raum. Heuer sorge Elisabeth Kousal für die passende Raumgestaltung im KosmosTheater.

Kann man nach drei aktiven Festivaljahrgängen bereits von mittel- bis langfristigen Folgewirkungen einzelner Programmpunkte sprechen? Palme: „Ja, sicher. Die Subshrubs (Castello/Osojnik/Klement/Roisz, Anm.) zum Beispiel haben durch e_may ein Programm erarbeiten können, mit dem sie mehr als ein Jahr lang getourt sind. Das ist echte Aufbauarbeit. Das sieht man von außen nicht, weil wir viel zu bescheiden aufgetreten sind. Wir haben bis jetzt beispielsweise nicht bedacht, dass die Werke bei weiteren Aufführungen den Zusatz ‚Kompositionsauftrag e_may‘ tragen könnten. Deshalb weiß man‘s nicht."

Ist es eigentlich ein Problem, dass ihr auch beide beim Festival auftretet? Aus Gründen der Optik und der Mehrfachbelastung? Palme: „Wir haben das natürlich diskutiert. Vor allem die Doppelbelastung kann ab und zu zum Problem werden." Aber mit Gina als Interpretin und Pia als Komponistin hätten sie ja bereits die perfekte Arbeitsteilung im Team. „Und wegen der Optik machen wir uns nicht solche Sorgen. Der Luc Bondy macht sich zum Beispiel auch keine, wenn er im eigenen Festival Regie führt."

„Expansion in die Bundesländer"

Fragt sich, ob der Aufwand jedes Jahr leistbar ist - oder sich nicht früher oder später eine biennale oder ähnliche Lösung aufdrängt, oder? „Ja eh, einstweilen bleiben wir beim Jahresrhythmus", sagt Palme, „wenigstens bis 2011. Dann feiern wir unsere ersten fünf Jahre." Danach werde man weitersehen. Apropos weitersehen: Welche Perspektiven haben Mattiello & Palme für ihr Festival? Beziehungsweise welche Wünsche hegen sie? „Mein Wunsch wären ausgiebige Kooperationen mit den Bundesländern", sagt Pia Palme. Also die e_may-Expansion auf ganz Österreich, so in etwa wie die Jeunesse? „Ja, warum nicht? Wobei ich nicht weiß, ob wir eine ähnliche Organisation wollen. - Aber es bleibt ohnehin momentan zu wenig Zeit für solche Utopien. Was ich aber schon in Zukunft vermehrt umsetzen möchte, ist zeitgenössisches Musiktheater. Das wäre mir wichtig!"

Führt man sich abschließend all diese vielfältigen, aufwändigen, fast luxuriösen Bestrebungen, ihre bisherigen Umsetzungen und die Zukunftspläne zu Gemüte, liegt aus gegenwärtiger Sicht die Bilanz nahe: e_may schön und gut, aber wer soll diese Ambitionen, diese ganze experimentelle, Nischen- oder, noch um ein paar Zentimeter weiter vereinfacht gesagt, schwierige Musik finanzieren? Wer stellt die Rahmenbedingungen dafür her - in Zeiten, da es vorbei ist mit der Farbenpracht und nur mehr der Rotstift angesetzt wird? Gina Mattiello: „Da kann ich nur eins sagen: Es ist extrem schwierig, aber wir haben uns eine Messerspitze an Idealismus und Kühnheit bewahrt. HélèneCixous sagt: Die Frauen müssen in der Geschichte bleiben. Ich füge dem hinzu: Und in der Gegenwart!

e_may-Auftragskompositionen und ihre Interpretinnen:

2007: Sophie Reyer „stopfleber"; Gina Mattiello, Pia Palme, Michaela Grill, Sophie Reyer. Clementine Gasser, „emotion_9"; Clementine Gasser, Diego Mune, Eduardo Valdes. Marianna Tscharkwiani, „ASPHIXIA"; Marianna Tscharkwiani, Gina Mattiello, Eduardo Valdes.Pia Palme & Electric Indigo, „BUSTING OLIFANT"; Pia Palme, Electric Indigo, Michaela Grill. Pia Palme, Electric Indigo & JSX, „ORLANDO FURIOSO", Pia Palme, Electric Indigo, JSX, Michaela Grill.
2008: Elisabeth Flunger, „von hier nach dort und wieder zurück"; Elisabeth Flunger, Ute Völker.  Eva Reiter, „Rohrbruch"; Eva Reiter, Ludwig Bekic, Martin Brandlmayr. Pia Palme, „Reports from Mariana Trench - Trieste Deep"; Robert Buschek, Pia Palme, Joke Lanz, Gina Mattiello, Sophie Reyer. Pia Palme, Live-Musik zum Stummfilm ALAYA von Nathaniel Dorsky; Pia Palme, Johann Lurf. Marianna Tscharkwiani, „Fosziliation"; Gina Mattiello, Nicholas Charkviani, Joke Lanz, Marianna Tscharkwiani. Clementine Gasser, „SECRET LOVE"; Clementine Gasser, Mikolaj Trzaska, Joachim Roedelius. SUBSHRUBS: Angelica Castello, „Alice", Maja Osojnik, „doorways 1", Katharina Klement, „chaotic bands in canonical form", Billy Roisz, „Ameba"; Angelica Castello, Katharina Klement, Maja Osojnik, Billy Roisz.
2009: IMA fiction Portait #04 Eliane Radigue; Video; Emmanuel Holterbach, „Acoustic Phenomena"; Pia Palme, „AX. WHO", Toshio Nakae, Yoshie Maruoka, Gen Seto, Velli Vandulaki, Alexander Eberhard, Margarethe Deppe, Bernhard Ziegler, Electric Indigo, Pia Palme, Judith Unterpertinger. Andrea Sodomka, „The Broken Heart Suite"; Heidelinde Gratzl, Lisa Brandstätter, Andrea Sodomka. Elisabeth Schimana, „Höllenmaschine", Manon Liu Winter, Gregor Ladenhauf.

 

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